25.4.20

Schlosspark Lützschena und die Herkunft des Sterni

Heute früh kam über das Gesichtsbuch die bisher lustigste Verschwörungstheorie zu Corona rein. Corona hatte in den letzten Wochen großen Einfluss auf meine Einradfahrerei. Einerseits hatte ich deutlich mehr Fahrten als üblich gemacht, andererseits waren manche Wege nicht sinnvoll zu befahren, weil viele Menschen unterwegs waren. Heute spekulierte ich darauf, dass die umstrittene Aufweichung des Lockdown Leute in die Einzelhandelsgeschäfte < 800m2 locken würde und nahm mir eine längere Tour vor.

Auch hatte sich das Wetter in der Nacht zum Freitag geändert. Wir bekamen Westwind und mit der prallen Sonne war es vorbei. Bei bewölktem Himmel und 12°C war bestes Einradwetter, als ich um 13 Uhr losfuhr. Auf dem Weg zum Wald begegneten mir tatsächlich nur wenige Leute. Gegenwind störte geringfügig. Mehr störte der feinkörnige Untergrund, auf dem das Rad schlecht rollte.




Im Wald fuhr es sich angenehmer. Die Bewölkung bewirkte eine bessere Sicht. Bei hochstehender Sonne war in den vergangenen Tagen immer ein Licht-Schatten-Muster entstanden, das die Wahrnehmung von Hindernissen in Form von Schlaglöchern, Steinen oder Wurzeln erschwerte. Heute waren die Hindernisse leicht von weitem zu erkennen. Hier bin ich noch auf dem unbefestigten letzten Stück der Friesenstraße.



Das Bärlauchblütenmeer ist noch dichter geworden. Auf große Entfernung erschien es wie Schnee. Außer wenigen Joggerinnen - joggende Männer sind vergleichsweise selten - und Menschen die Hunde ausführten, war kaum jemand im Wald. Nach dem Abbiegen auf den Heuweg traf ich auf eine größere Familie, die sich sehr für das Einrad interessierte. Dann waren nur noch wenige Menschen zu sehen. Die Spekulation mit dem Einzelhandel ging auf. Ich fuhr durch die die erste Bahnunterführung und weiter zur Nahle. Es war wie an einem Tag ohne Corona und ich kam schnell voran. Auf dem Nahleparkplatz sah es auch ruhig aus. So waren die Bedingungen gut für eine eine Fahrt auf dem Deichweg am Nordufer der Luppe.



Heute fuhr ich an der Gustav-Esche-Straße über die Luppe an dann auf dem Deich westwärts. Auf dem Bild sind im Vordergrund die Luppe und dahinter das Nahleauslassbauwerk zu sehen. Meistens fahre ich von dort an die Luppe heran. Am rechten Bildrand fließen Luppe und Nahle zusammen.



Blick voraus. Ich hatte jetzt zwei Varianten zur Auswahl, weit in Richtung Schkeuditz zu fahren oder in den Schlosspark Lützschena abzubiegen. Wegen Gegenwind entschied ich mich für den Schlosspark.




Bald waren die Bäume des Parks und die Einfahrt zu sehen. Die Einfahrt in den Park ist sehr schön. Links- und Rechtskurven wechseln sich ab. Die wechselnde Gewichtsverlagerung von einer Seite auf die andere fühlt sich auf dem Sattel angenehm an. Dabei sind die Kurven geschwungen. Nie muss man um die Ecke fahren. Wie auf vielen Auwaldwegen war es allerdings heute etwas holprig. Mit dem Black Forrest Stiefeln waren sie trotzdem gut zu fahren.


Der Zugang zum Parkinnern ist mit einem Zwinger aus zwei Geländern geschützt, an dem ich absteigen musste. Vor dem Losfahren auf der Brücke 51.375121, 12.286041 machte ich Fotos.




Blick nach Osten, Richtung Leipzig



Richtung Westen



Der nächste Graben war mit Entengrütze bedeckt.


Die Brücke 51.375279, 12.284721 führt darüber.
An diesem interessanten Baum vorbei fuhr ich zum Teich mit dem Pavillon.
Ich drehte eine Runde um den Pavillon und fuhr dann wieder zurück.

Der Park enthält viele interessante Bau- und Kunstwerke. Manche hatte ich auf früheren Fahrten fotografiert, z.B. im Juli und August 2016.



Die vorangegangene Aufnahme hatte ich abgesessen gemacht. Das bot Gelegenheit, eine Bärlauchblüte aus der Nähe zu fotografieren.

Inzwischen war auch die Sonne wieder rausgekommen, doch Überhitzung drohte nicht. Der Himmel blieb zu Hälfte bewölkt.


Es lohnte sich nicht, wieder aufzusteigen, weil der Geländerzwinger am Parkeingang nicht mehr weit weg war. Auf einem Baumstamm machte ich eine kurze Pause.




Bei der Brücke befindet sich diese Infotafel mit Karte. Der Park wurde von Maximilian Speck von Sternburg in die heutige englische Form umgestaltet. Daher hat Sternburg Bier seinen Namen. Es wurde früher in Lützschena gebraut. Das Sterni ist heute besonders bei Punks und anderen anarchistischen Kulturen beliebt. Die adlige Herkunft des Namens spielt dabei keine Rolle.


Im Bereich der Brücke zeigt sich ein Pflanzengemisch. Links oben blüht eine Miere, rechts oben Bärlauch und unten blühen Goldnesseln. Dazwischen steht ein kleiner Ahorn.

Auf dem Rückweg fuhr ich dann durch die Burgaue und näherte mich auf diesem Weg dem Nahleparkplatz. Meinen üblichen Pausenplatz hatten vier ältere Wandererinnen belegt. Ich setzte mich im Corona-Sicherheitsabstand daneben. Eine der Frauen sagte, dass sie hier warten würden um mich fahren zu sehen. So machte ich die Pause kurz und fuhr weiter. Bei der Waldluft zeigte sich ein Kind fasziniert vom Einrad und rief mehrmals: "Der fährt auf einem Rad!"

Die weitere Heimfahrt verlief ohne Besonderheiten. Nach insgesamt zwei Stunden beendete ich die Tour.


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