7.7.24

Noch eine Verdauungsfahrt und bewegungsbezogene Unschärfen

Den Nachmittag hatte ich im Garten verbracht und hinterher hatte ich auf dem immer noch laufenden Streetfoodfestival einen ziemlich großen Langos verdrückt. Das legte eine Verdauungsfahrt nahe. Das heitere Wetter mit 22°C lud auch dazu ein. So fuhr ich 19:50 los. Wie gestern Abend nahm ich wieder das Einrad mit dem schmalen Reifen. Der Flicken auf der abgeschabten Stelle hatte gestern gehalten. Dazu zog ich die neuen Kunstlederstiefel an. So kam auch diese Kombination zur Anwendung. Irgendwelche Besonderheiten ergaben sich daraus nicht. Auf dem etwas schwieriger zu fahrenden anderen Einrad war ich mit diesen Stiefeln zuvor auch gut zurechtgekommen. Nach sieben Minuten machte ich ein erstes Päuschen. 

Beim weiteren Fahren begegnete ich wieder Einrad-freundlichen Menschen. Eine Frau drückte Bewunderung aus und als ein Paar einen Hauseingang in der Pappelstraße verließ, sagte die Frau laut zum Mann, dass er das auch mal probieren solle.

Kurz nach 20 Uhr legte ich einen Slalom aus. Wie beim ersten Video von gestern Abend wählte ich eine leicht verkürzte Variante. Ich machte zwei Schritte und legte den nächsten Stein nicht vor die Stiefelspitze, sondern hinter die Ferse. Dann setzte ich eine Stiefelspitze hinter den Stein und machte von dort aus wieder zwei Schritte.

Der Slalom bereitete auch mit den leichten Stiefeln keine Probleme.

Die Lichtverhältnisse ließen die Gewinnung von Einzelbildern zu.

Bei der Annäherung zeigten sich dann "bewegungsbezogene Unschärfen". Diesen Begriff verwende ich zur Unterscheidung von herkömmlichen Bewegungsunschärfen, die bei horizontaler oder vertikaler Bewegung als Verzerrung in Bewegungsrichtung abgebildet werden. Ein schneller Ball wird so länglich abgebildet. Die bewegungsbezogene Unschärfen entsteht bei Videos, wenn die Fokussierung einer Bewegung in der Tiefe nicht folgen kann. Bei einem bewegten Objekt, bei dem sich zwei oder mehrere Bewegungen addieren oder subtrahieren, werden dann die Teile am schärfsten abgebildet, die sich in der Summe am langsamsten bewegen.

Hier fällt der Effekt noch nicht auf. Anklicken vergrößert die Bilder, wodurch sich mehr erkennen lässt.

Hier ist der in Fahrtrichtung rechte Stiefel gut abgebildet, während der andere unscharf ist. Die rechte Pedale bewegt sich relativ zur Nabe rückwärts, so dass diese Bewegung abgezogen werden muss. Diesen in der Summe langsamen Stiefel kann die Fokussierung noch erfassen. Einen ähnlichen Effekt bei seitlichen Bewegungsunschärfen habe ich bei der Fahrt am 30.5. beschrieben.
Auf der Rückfahrt ist das auch zu sehen. Der linke Stiefel bewegt sich relativ zur Nabe nach hinten und ist schärfer abgebildet.
Hier bin ich ganz zu sehen. Die Bewegungen spielen in dieser Entfernung keine Rolle mehr.
Ich komme zurück.

Eine dritte Komponente der Bewegungen sind die Knie. Geht eine Pedale nach oben, wird das Bein gebeugt und das Knie bewegt sich relativ zur Pedale nach vorn. Es addieren sich drei Bewegungen. Stiefel, deren Schäfte in Knienähe enden, eignen sich gut, um das an den Unschärfen sehen. Hier sind beide Stiefelspitzen scharf abgebildet. Beim Stiefel links in Fahrtrichtung ist auch das obere Schaftende scharf, beim rechten nicht. Die Bewegung des rechten Knies spielt allerdings keine Rolle, weil das Knie schon maximal angewinkelt ist oder sich sogar schon zurückbewegt. Wahrscheinlich ragt das Knie einfach nur aus dem Tiefenschärfebereich heraus.

Auf diesem Bild ist auf dem Reifen der Flicken als heller Fleck zu sehen. Durch die Bewegung nach unten ist eine herkömmliche Bewegungsunschärfe erkennbar.

Fahrt von der Kamera weg: Der rechte Stiefel bewegt sich entgegengesetzt zur Fahrtrichtung. Der Reißverschluss ist gut zu sehen. Der linke Stiefel ist verschwommen.

Wieder ist der Flicken auf dem Reifen mit Bewegungsunschärfe zu sehen. Der Flicken hat übrigens keine Auswirkungen auf das Fahrverhalten des Einrads und ist auch nicht zu spüren.

In größerer Entfernung sind beide Stiefel gleich scharf bzw. gleich verpixelt abgebildet.

Beim Abstieg mischen sich gewöhnliche Bewegungsunschärfen und "bewegungsbezogene" Unschärfen durch Verzögerungen bei der Fokussierung. 

Zu Beginn ist noch nichts zu bemerken. Das Einrad ist zu diesem Zeitpunkt auch gebremst.

Hier ist auch noch alles gut.
Beim Vorstrecken des Beines verlässt die Stiefelspitze den Tiefenschärfebereich.
Bei der Bodenberührung kehrt sich der Effekt um. Die nun ruhende Stiefelspitze wird vom Fokus erfasst. Das knienahe obere Schaftende bewegt sich weiter nach vorn und liegt nun außerhalb des Tiefenschärfebereichs.
Mit dem Aufsetzen des Absatzes verringert sich die Geschwindigkeit des Knies und der ganze Stiefel ist nun scharf abgebildet.
Das bleibt auch in der maximalen Stauchung so.

Im Gehen war ich dann langsam genug für die Fokussierung.

Ich fuhr heute insgesamt eine Dreiviertelstunde. Zur Verdauungshilfe hätte eine Viertelstunde gereicht. Es ist aber meistens so. Ich will nur mal kurz fahren und dann ist es so schön, dass ich überziehe.




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