22.7.23

Bequemer Sport und endzeitliche Basteleien

Vorgestern mangelte es an Zeit für das Einrad, gestern regnete es. Heute sah es wieder gut aus. Nach Einkäufen musste ich noch auf ein Paket warten. Danach bastelte ich ein wenig, worüber am Ende des Posts zu lesen ist. Dann saß ich 19:22 auf dem Einrad. Diesen Post möchte ich der Bequemlichkeit und dem Wohlfühlen widmen. Das war auch der Anlass, wie ich überhaupt zum Einrad fahren gekommen war. Ich hatte es bis dahin für abwegig gehalten, mich jemals auf ein Einrad zu setzen, weil ich bei Sport ziemlich unbeholfen bin. Dann sah ich zufällig eine Einradfahrerin zu Hause wenige Meter vor mir. Die Beobachtung, dass gewöhnliche Menschen Einrad fahren können, hätte noch kaum Bedeutung für mich gehabt. Ich hatte aber den Eindruck, dass sie sehr bequem saß, viel bequemer als auf einem Fahrrad. Dadurch bekam ich Lust aufs Einrad. Einräder sind auch nicht teuer. Es ist ja nicht viele Teile dran. Die Einradfahrerin sah ich später nie wie wieder. Was Zufallsbeobachtungen von wenigen Sekunden Dauer so auslösen können..

Dass mir Einrad fahren in hohen Stiefeln besonders gefällt, war eine längerfristige Geschichte. Zunächst ging es darum, Verletzungen zu vermeiden. Darüber hinaus werden Kräfte von den Fußgelenken auf die Schäfte umverteilt. Da gilt die Regel, je länger die Schäfte, desto bequemer. Nebenher sind Gummistiefel bequem, weil das Material elastisch ist.

Heute hatte ich die Dafna an. Die sind auf dem Einrad die bequemsten. In dieser Woche hatte ich Videos mit den niedrigeren Stylo und Equithéme gezeigt, mit den Dafna in der vorigen Woche. Daher war ich heute auf Einzelbilder aus und stellte die Kamera auf 4K mit 30 fps sein. Das liefert jede Menge Einzelbilder mit hoher Auflösung. Die muss man nur noch durch Topaz jagen, um das heftige Rauschen loszuwerden. Dann geht es.

Ich fuhr einige Minuten in verschiedenen Entfernungen und aus verschiedenen Richtungen an der Kamera vorbei, um in einen passenden Bildausschnitt zu fahren..

Lenken: Wenn ich bloß mal kurz díe Fahrtrichtung ändern möchte und nicht länger in der Kurve bleiben möchte, behalte ich den Oberkörper senkrecht und drücke das Becken in die Kurve.

Körperhaltung: Die ideale Haltung ist, wenn die Sattelstütze senkrecht steht und verlängert bis zur Stelle reicht, wo die Wirbelsäule den Kopf erreicht. Das ist hier nicht der Fall. Die Sattelstütze zeigt leicht nach hinten. Der Oberkörper ist aber auch etwas nach hinten geneigt. Eine Abbremshaltung. 


Beginn einer Rechtskurve

Beginn einer Linkskurve. Auf dem Einrad wunderschön für die Bewegungsfaulheit. Ich muss nicht nach einem Lenker greifen. Es genügt, den Sattel etwas in die Kurve zu drücken. Den schon leicht rissigen Sattel hatte ich nach der letzten Fahrt mit Glyzerin eingeschmiert. So bleibt das Kunstleder schön geschmeidig. Der Sattel ist der Lenker des Einrades.

Es ist bequem, so zu sitzen. Die Beine hängen seitlich vom Sattel herunter und das Becken steht aufrecht. So ist es bequem, gerade zu sitzen. Anders ist es auf einem Hocker oder der Bank einer Biertischgarnitur. Dort sitze ich zunächst gerade. Das ermüdet schnell. Dann sitze ich mit krummen Buckel, bis das unangenehm wird. Dann richte ich mich wieder auf usw. Auf dem Einrad ist beliebig lange gerades Sitzen am bequemsten. Problematischer ist die Sitzfläche. Deshalb setze ich mich ab und zu kurz auf Mauern oder Schlagbäume.


Hier steht die Sattelstütze senkrecht.
Nach einigen Minuten war ich der Ansicht, dass das Video für genügend Einzelbilder reichen würde.
Eine Pause. Eine Dreiviertelstunde verbrachte ich auf dem Einrad. Ein Optimum an Bequemlichkeit liegt für mich ungefähr bei 95% auf dem Einradsattel und 5% der Zeit auf den Arschbacken auf der Mauer oder sonstwo.

Nun zu den eingangs erwähnten Bastelarbeiten. Die Dafna-Stiefel benutze ich seit 20 Jahren. Sie sind sehr haltbar, was gut ist, weil es keinen Ersatz gibt. 2007 hatte ich einmal Risse im Futter geflickt. Das hält seitdem so, obwohl die Risse über den Flicken heraus ragen. Die Risse waren entstanden, weil ich damals anstatt eines Schuhlöffels einen Stab benutzt hatte.

In den Black Forrest Stiefel entwickelte sich ein ähnliches Problem. Die sind gleich hoch wie die Dafna und waren jahrelang meine bevorzugten Stiefel. Mit ihnen fuhr ich einmal 99 Minuten ohne Pause und meine längste Strecke von 24 km. Sie hatte ich seit Mai nicht mehr getragen, weil das Futter eingerissen ist. Beim Fahren war das nicht zu spüren, weil die Fersen auf den Sohlen blieben. Beim Gehen raspelte das gelbe Zeug an den Fersen.

Anders als vor zehn Jahren sind hohe Gummistiefel, wie Dafna und Black Forrest, in der Größe 46 nich mehr beschaffbar. Deshalb sind Reparaturen unumgänglich.

Vom Mikrofasertuch, von dem ich ein Stück 2007 in den Dafna-Stiefel eingeklebt hatte, war der Rest noch da. Textilkleber musste ich neu besorgen. So begann die Bastelei.

Diese Basteleien erinnern an das Buch "Der Untergang der Stadt Passau" von Carl Amery. In diesem Buch geht es um zwei Gruppen Menschen, die eine große Katastrophe überlebt haben. Eine Gruppe besetzt die Stadt Passau, weil sie dort intakte Wasserkraftwerke vorfindet. Im Laufe der Jahre wird es immer schwieriger, irgend etwas instandzuhalten.

Rechter Stiefel
Linker Stiefel. Mal sehen, ob es hält. In dem Dafna hält so ein Flicken schon seit 16 Jahren. Beim Dafna kann ich allerdings sehr leicht rein- und rausschlüpfen. Die Black Forrest sind bei gleicher Schaftlänge sehr eng. Ich brauche immer etwas Zeit, die Füße in die engen Dinger reinzuzwängen.
 

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