Nach der letzten Fahrt hatte ich Bruchstellen an den Black Forrest Stiefeln gefunden. Die hatte ich dann mit Stormshure vergossen. Weil solche Flickschusterei nie lange hält und ständiges Nachflicken auf Dauer teuerer ist, als neue Stiefel, suchte ich schon mal nach Ersatz. Am besten kann ich mit Gummireitstiefeln Einrad fahren, die in der Mitte 50 cm hoch sind. So etwas konnte ich in meiner Schuhgröße jahrelang nicht auftreiben.
Nun tauchten auf kleinanzeigen.de gleich zwei Angebote auf. Das erste Paar habe ich gestern erhalten, Marke Fritz Thiedemann. Sie waren zunächst etwas klebrig. Ein Effekt, den ich bei Ferngläsern und Werkzeuggriffen oft erlebt habe, aber noch nicht bei Stiefeln: Dem Kunststoff wird etwas beigemischt, damit er sich gummiartig anfühlt. Nach kurzer Zeit entweicht das Zeug und der Gegenstand klebt. Bei den Stiefeln ließ sich das Zeug problemlos abwaschen. Bei einem Fernglas oder einem Werkzeug, das elektronische Bauteile enthält, ist das viel schwieriger.
Das Wetter ist in der letzten Zeit sehr verregnet. Das ist einer der Gründe, dass meine letzte Einradfahrt drei Wochen her war. In der letzten Nach klarte es auf und es entstand ein regenfreies Zeitfenster am Vormittag. Ich wollte die neuen Stiefel testen, um zu wissen, ob sie die Black Forrest ersetzen können, was vor allem für Fahrten im Wald wichtig ist.
Beim Anziehen zeigten sich die Stiefel ziemlich eng. Die Schäfte sind sehr schlank. Nachdem ich mich reingezwängt hatte, waren die Stiefel schön bequem. So schlank sehen sie nach meinem Geschmack an den Beinen wunderschön aus. Schönheit sagt aber nichts über Einradtauglichkeit aus. Beim Treppe hinunter gehen fühlten die Stiefel sich steif an, wie die Stylo, die ich lange nicht mehr getragen habe, weil sie leicht von den Pedalen auf die Kurbeln rutschen und so Stress bereiten.
9:50 fuhr ich los. Bei 3°C und kühlem Wind war das Wetter nicht unbedingt mild, aber für die Jahreszeit okay. Von den Stiefeln war ich schnell begeistert. Die zuvor treppab lästige Steifigkeit machte das Fahren sehr bequem und die Sohlen standen sicher auf den Pedalen. Es ließ sich alles problemlos fahren. Auch die Rechtswende auf dem Müllplatz, die ich mit den dicken Little Big Ben Reifen erstmals am 20. Oktober in Acquos-Stiefeln hinbekommen hatte. In engen Rechtskurven verkante ich oft den rechten Fuß auf den Außenrist und befürchte dann, von der Pedale zu rutschen. Das würde einen Notabstieg zur Seite bedeuten. Das ist mir bisher nur selten passiert und deshalb habe ich Angst davor. Die Acquos haben schmale Sohlen. Damit bleibt auch ein verkanteter Fuß sicher auf der Pedale. Das nahm mir die Angst. Sehr gut sind in dieser Hinsicht auch die Fritz Thiedemann. Hier verhindern die engen Schäfte ein Verkanten den Füße.
Ich wollte dann ein Video vom im Kreis fahren aufnehmen und bemerkte, dass ich die Pivo vergessen hatte. Das bedeutete nochmal Treppen steigen in steifen Stiefeln.
Das Video klappte dann.
Auch ein Slalom klappte gut, auch wenn ich dabei eigentlich lieber weichere Stiefel trage.
Ich nahm danach ein Video mit feststehender Kamera auf, um Einzelbilder zu gewinnen.
Nach 55 Minuten machte ich erstmals eine Pause auf der Mauer. Die Stiefel hatten sich sehr gut bewährt.
Ich fuhr dann noch ein Bisschen entstapannt herum, was mit diesen Stiefeln sehr gut geht. Wenig später kamen die Eltern eines Kindes vorbei, das bei mal letzten mal Steine aus dem Slalom gekickt hatte. Wir mussten darüber schmunzeln.
Danach fuhr eine Frau mit einem Auto vom Parkplatz weg und fragte mich, wie ich mit den Stiefeln fahren kann. Ich meinte, dass es nichts besseres für das Einrad fahren gibt, als diese Stiefel. Sie sagte, dass sie Kunstrad fährt und dabei Turnschuhe an hat. Ist auch plausibel. Dann hatte ich noch ein Gespräch mit einem Mann, der sich Einrad fahren schwierig vorstellte. Nach 75 Minuten beendete ich dann das Fahren.
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