29.4.25

Freier Aufstieg in Vinyl

Zwischen Feierabend und einem Online-Vortrag blieb etwas Zeit für das Einrad. Draußen war Tschernobylwetter, eine stabile Hochdrucklage Ende April mit viel Sonne und Temperaturen über 20°C. Nur die Windrichtung stimmte nicht ganz.

17:24 fuhr ich bei 22°C los. Ich hatte vor einen freien Aufstieg auf einem Parkplatz am Spatzennest mit der Pivo nachgeführt aufzunehmen. Freie Aufstiege mache am Spatzennest nur selten, weil genügend Geländer für bequemeres Aufsteigen da sind. In Leipzig hatte ich auch eine asphaltierte Fläche für Kurvenübungen, dort gab es keine Aufstiegshilfen und von dort habe ich einige Aufnahmen freier Aufstiege wie dieses Beispiel. Geübt werden muss es in Altenburg auch. Bei Waldfahrten komme ich z.B. selten ohne freie Aufstiege aus. 

Heute hatte ich Vinyl an den Füßen, also die PVC-Stiefel von Dafna. Die habe ich seit fast 25 Jahren in Benutzung und sie sind dadurch schon reichlich zerkratzt. Dadurch stört eine Strieme durch einen missglückten Aufstiegsversuch mehr nicht. PVC-Stiefel werden normalerweise am Knick vorm Fußgelenk durch häufige Bewegung spröde und brechen irgendwann. Zuletzt war das Ende letzten Jahres mit den Black Forrest passiert. Die Dafna sind älter und häufiger benutzt, zeigen aber noch keine auffälligen Anzeichen von Materialermüdung. Vielleicht liegt es daran, dass sie sehr weich sind und noch kein Weichmacher ausgetreten ist.

Der Aufstieg klappte gleich im ersten Versuch und die Pivo verlor mich nicht aus dem Auge, bis ich abgestiegen war. So war die Aufnahme schnell fertig. Es ließen sich auch Einzelbilder gewinnen. Die Bilder erscheinen nach Anklicken größer. 

Zurechtdrehen der Pedalen. Bei senkrechter Sattelstütze reicht mir der Sattel bis zum Bauchnabel. Das ist höher als bei einem Fahrrad, weil man senkrecht über der Radnabe sitzt. Es ist ein wunderschönes Gefühl, so zu sitzen. Es ist nur etwas anstrengend, da hoch zu kommen.

Es gibt mehrere Wege, auf das Einrad zu steigen. Ich kann nur den des Hochhebelns mit der nach hinten zeigenden Pedale.

Ich nehme den Sattel zwischen die Beine.
Durch Vorschieben des Rades drehe ich die hintere Pedale nach oben und rücke den Fuß am Boden noch etwas zurecht.
In der richtigen Position stehen die Kurbeln waagerecht und die Sattelstütze ist etwas weniger als 45° (hier 40°) vom Boden weg geneigt.
Zum Aufsteigen trete ich gleichzeitig auf die rechte Pedale und stoße mich mit dem linken Fuß vom Boden ab.
Es geht nach oben. Wichtig ist es nun, nicht seitlich wegzukippen.
Die Dafna sehen mit ihren weiten Schäften voluminös aus. Trotzdem wiegt ein Stiefel nur 1 kg und ich kann mich gut damit bewegen.
Während der Sattel weiter auf dem Weg nach oben ist, ziehe ich den linken Fuß an, um das Aufsetzen auf die Pedale vorzubereiten. Der Stiefel sieht dadurch gestaucht aus.
Jetzt ist der Fuß über der Pedale. Die zweite Herausforderung ist nun, diese richtig zu treffen.
Bei der Annäherung an die Pedale neigt sich die Sattelstütze nach vorn.
Pedale gefunden
Elegant wäre es gewesen, die Vorlage gleich zum Anfahren zu nutzen. Das bekomme ich nur selten hin. Also pendele ich zurück.
Die nächste Vorlage reicht auch noch nicht.
Also nochmal zurück
Jetzt wird es besser.
Die Anfahrposition ist jetzt günstig. Ich habe das Gefühl, dass die Neigung reicht.
Es wird dann doch noch ein Bisschen knapp.
Hier ist die Entscheidungsgeschwindigkeit. Werde ich zu langsam, mus ich absteigen.
Dann ist das Anfahren sicher.

Nun rollt das Einrad und ich sitze entspannt und gleich geht es in die Kurve vor der Bordsteinkante.

 

 

Weil für diese Zeit relativ viele Blechlemminge auf dem Platz standen, war nicht so viel Bewegungsfreiheit wie sonst um diese Zeit üblich. Für Kreise und Achten reichte es völlig aus.


Die erste Runde ist zu Ende.
Die Sonne stand schon tief und in Richtung Sonne gab es Gegenlichteffekte. Hier verursache ich mit dem Kopf eine Art Sonnenfinsternis. Dabei entsteht ein riesiger Schatten.
Beim Freigeben der Sonne kommt es zu einem Lichteffekt, der dem Diamantring bei einer Sonnenfinsternis nicht unähnlich ist.
Schließlich überstrahlt die Sonne wieder die Umgebung.

Nun habe ich eine östliche Elongation (Winkelabstand von der Sonne) von ca. 30° erreicht. Am Himmel sind Ost und West gegennüber der Ansicht auf geografischen Karten vertauscht. Das liegt daran, dass wir am Himmel eine scheinbare Kugel von innen angucken, während wir die Erde von außen sehen. Eine Bewegung vor dem Himmel nach links ist demnach eine Bewegung nach Osten. Wenn ich dabei auf den Boden schaue, fahre ich tatsächlich nach Osten.

Das entspricht bei 30° Ost einer schmalen Sichel des zunehmenden Mondes. Die Stiefel haben dazu passende Lichtsäume.

Die zweite Runde fuhr ich zu Ende und schickte mich dann zum Abstieg an.

Dabei kam ich in einen günstigen Winkel zum Licht. Kaum störende Schatten und die ziemlich matten Stiefel glänzen etwas und zeigen so Fußstellungen an. 

Ein gewöhnlicher Abstieg beginnt mit einer Bremsung. Wenn ich mich zurücklehne, kann ich langsamer treten, ohne vorzeitig nach vorn abzukippen.

Zuerst nehme ich den linken Fuß von der Pedale.
Der rechte Fuß hält seine Pedale noch. Das Einrad kippt nach vorn.
Der linke Fuß hat schon fast den Boden erreicht. Den rechten habe ich gerade von der Pedale genommen. Im Vergleich zum 12. April ist das spät. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich damals Overkneestiefel an hatte oder aus einem Slalom heraus abgestiegen war. Beim heutigen Abstieg war die Endgeschwindigkeit auch sehr niedrig.
Gelandet
Mit beiden Füßen wieder auf dem Boden


Löwenzahn. Es seit einiger Zeit dazu übergegangen, dass nicht dauernd alles gemäht wird. So finden Insekten Nahrung und Schutz.

Nach einer halben Stunde beendete ich die Fahrt.

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