Die Deutsche Bahn AG ist bekannt für interessante Beiträge zur Neusprache im Orwellschen Sinne. In "1984" werden Wörter abgeschafft, um das Denken einzuschränken. Zur Zeit arbeiten sie daran, den Begriff "Verspätung" zu entsorgen. Heute früh rieselte es - wie oft in den letzten Tagen - im RE 17162 (6:54 ab Altenburg nach Leipzig) aus den Lautsprechern: "Wir entschuldigen uns für die Fahrzeitverluste." Verspätung heißt also jetzt Fahrzeitverlust. Dabei ist dieser Begriff falsch. Ein Verlust von Fahrzeit würde eine Verkürzung bedeuten. Bei einem völligen Verlust der Fahrzeit wäre der Zug an allen Orten der Strecke gleichzeitig. Bei Startrek wäre das Warp 10. Kommt ein Zug zu spät an, hat er eigentlich an Fahrzeit gewonnen. Von daher wäre das Wort "Fahrzeitgewinn" treffender. Es würde den Umstand sogar noch besser beschönigen.
Heimwärts nahm ich den RE 3709 (15:27 ab Leipzig). Der hatte nur drei Minuten Fahrzeitverlust, was jedoch reichte, einen Bus zu verpassen. Der nächste fuhr zehn Minuten später. Dann musste ich noch eine große Notdurft verrichten und kam so 15 Minuten später mit dem Einrad raus, als im Idealfall. Um die Wintersonnenwende herum hätte das einen realen Fahrzeitverlust bedeutet. Nun ist es aber abends lange genug hell, dass ich bei einem Start kurz vor 16 Uhr noch bequem zum Märchenbrunnen komme und zurück. Es entstand also kein Fahrzeitverlust, sondern nur eine Fahrzeitverschiebung.
Der Wetterbericht hatte schon für gestern schönes Wetter angekündigt, aber dieser Tag war wahrscheinlich der trübste der Suizidwetterperiode. Deshalb war ich bei der Sonnenscheinvorhersage für den heutigen Nachmittag skeptisch und dachte an einen Durchhaltewetterbericht, wie in Rumänien zu Ceaucescus Zeiten. Mittags kam die Sonne tatsächlich hinter den Wolken hervor und so konnte ich einmal bei Sonnenschein fahren. Im Wald waren die Wege im Durchschnitt wie vorgestern. Nur waren die morastigen Stellen morastiger und die trockenen Stellen trockener. Ohne irgendwelche unfreiwilligen Abstiege fuhr ich bis zum Großen Teich. Daran vorbei fuhr ich in Richtung Südbad. Ein kleiner Junge blieb stehen und die männliche Begleitperson sagte etwas wie: "Der fährt nur auf einem einzigen Rad." Beim Südbad schickte sich ein kleines Mädchen an, seitlich von der Treppe zu springen. Das wäre ungefähr das doppelte seiner Körpergröße gewesen. Weil eine erwachsene Begleitperson dabei war, versuchte ich nicht, sie davon abzuhalten. Das Mädchen fragte mich, wie man mit einem Einrad springen kann. Ich antwortete, dass ich das nicht kann, dass es aber möglich ist.
Nach einem Pfützenslalom kam ich beim Märchenbrunnen an und drehte eine Runde um das Gelände, um über die kleine Brücke an den Brunnen heranzufahren. Der durch sonnenbeleuchtete Cirruswolken aufgehellte Horizont sorgte für interessante Spiegleien auf dem ruhigen Wetter. Das nutzte ich für ein paar Fotos.
Während die Bäume symmetrische Spiegelbilder haben, ist von der Brunnensäule nur das Spiegelbild zu sehen.
Interessante Spiegelungen ließen sich auch mit Stiefeln erzeugen. Ein ähnliches Bild unter völlig anderen Lichtverhältnissen ist im Post vom 11.2. zu sehen.
Auf der Rückfahrt nahm ich den waldseitigen Weg an der Hellwiese. Die Waldeinfahrt schaffte ich heute trotz Morast. Den anschließenden Qäulberg lief eine größere Familie hoch. Sie hörten mich von hinten kommen und machten den Weg frei. Auf der weiteren Fahrt nach Hause gab es keinerlei Probleme und so beendete ich die Fahrt um 17:10 Uhr, ohne einmal unfreiwillig abgestiegen zu sein und bevor die Sonne untergegangen war.
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