Am Feiertag ist das Spatzennest geschlossen und der Parkplatz leer. Das bot die Möglichkeit, einmal außerhalb eines Wochenendes dort mit dem Einrad ein paar Runden zu drehen. Obwohl wir nun Oktober haben, war es mit über 20°C noch sommerlich warm, als ich 10:51 Uhr losfuhr. Es wehte zwar ein lebhafter Südwestwind, der brachte aber ziemlich warme Luft und ließ es nicht gefühlt kühler erscheinen.
Eine Runde später sah das fast identisch aus.
Hier habe ich das Einrad schon fast auf das Geradeausfahren ausgerichtet.
Einen zweiten Minislalom nahm ich an den Schwellen auf, die den Autoverkehr entschleunigen sollen.
Weil ich aus der Kurve komme, setze ich etwas schräg auf.
Um in die Senkrechte zu kommen, mache ich einen seitlichen Ausfallschritt. Mit den Stiefeln kann es nicht passieren, dass ich mir bei so etwas ein Fußgelenk verstauche oder zerre.
Für ein weiteres Video fuhr ich längliche Runden.
Während die Wenden etwas anstrengend sind, eignen sich gerade Abschnitte zum entspannten Sitzen.
Die vielseitige Leipziger Künstlerin Gisela Kohl-Eppelt schaut sich meine Einrad-Kurzvideos an. Vor wenigen Tagen unterhielt sie sich während einer Feier mit anderen darüber. Dabei sagte sie sinngemäß, dass der Oberkörper dabei weitgehend ruhig bleibt und die Steuerung hauptsächlich mit den Muskeln im Becken erfolgt. Das ist richtig beobachtet und etwas Schönes am Einrad Fahren.
Mit Bewegungen dieser Muskeln sind auch mehrere andere schöne Beschäftigungen verbunden und Einrad fahren ist ein sinnlicher Genuss. Im Unterschied zum Tanzen wird dabei das Körpergewicht vom Sattel getragen und der Sattel behindert die Bewegungen nicht. Man sitzt schön bequem und muss nicht darauf achten, dass irgendwelche Steuerelemente mit den Händen erreichbar sein müssen. Es dürfte keine andere Sitzgelegenheit geben, auf der so etwas möglich ist. Auch die hohen Stiefel beeinträchtigen diese Leichtigkeit nicht.
Aus der Kurve herausgekommen kann man sich sofort entspannen.
Eine nahe Vorbeifahrt mit etwas mehr Kurvenlage
Zwischendurch kam die Sonne raus.
Gleich geht es in die nächste Wende.
Hier fahre ich sie. Die Sonne macht Kratzer an den Stiefeln sichtbar. Für 20 Jahre Benutzung sind sie aber insgesamt gut erhalten. Die Schäfte sind nicht zerknautscht.
Der Abstieg ist dann auch noch verhältnismäßig gut ins Bild gekommen.
Ich war inzwischen mehr als eine halbe Stunde mit den Einrad draußen, da kam ich spontan auf die Idee, in den Wald zu fahren. Ich verzichtete darauf, auf das geländetauglichere Einrad mit dem Litte Big Ben Reifen zu wechseln und fuhr sofort los.
Zum Wald kam ich schnell. Eine kritische Stelle war war ein Transporter, der mit offenen Hecktüren auf dem Gehweg stand. Es blieb nur wenig Platz zwischen einer Tür und der Gehwegkante. Weil ich nicht räumlich sehen kann, ist es mir nicht möglich, von weitem abzuschätzen, ob ich da durchpasse. Ich muss also nah heranfahren und im letzten Moment entscheiden, ob es sicherer ist abzusteigen. So näherte ich mich vorsichtig der Tür und musste ließ auch noch ein paar Fußgängerinnen durch. Vielleicht drei oder vier Meter vor der Engstelle wurde ich zuversichtlich und fuhr an der Tür vorbei.
Im Wald macht sich allmählich der Herbst bemerkbar. Blätter fallen. Das hat den Nachteil, dass der Schotter schlechter und später bei dichter Laubdecke überhaupt nicht mehr sichtbar ist. Kommt Nässe hinzu, wird es gefährlich. Verliere ich beim Hängen bleiben an einem Stein viel Geschwindigkeit, muss ich kräftig treten, um nicht nach vorn umzukippen. Auf nassen Laub bekommt das Rad Schlupf und beschleunigt nicht. Ich kann mich auch nicht von einer Pedale abstoßen und abspringen, weil sich die Pedale mit dem rutschenden Rad dreht. So kommt es zum Sturz. Meinen letzten Sturz hatte ich vor zwei Jahren aus diesem Grund. Wobei ich zwischen unkontrollierten Abstieg und Sturz unterscheide. Beim unkontrollierten Abstieg komme ich selbst auf den Stiefeln zu stehen, muss aber das Einrad loslassen. Beim Sturz berühre ich mit mehr als den Stiefeln den Boden, z.B. Knien, Händen oder dem Allerwertesten. Dass der letzte Sturz zwei Jahre zurückliegt, belegt, dass das Einrad fahren nicht sonderlich gefährlich ist.
In der Zeit seit der letzten Fahrt hatte es keinen Niederschlag gegeben. Die Waldwege waren betonhart und die Fahrt auf dem Schotterboden sehr holprig. Kein ideales Gelände für einen schmalen Reifen.
Auf der Paditzer Straße fuhr ich aus dem Wald heraus. Draußen wehte ein kräftiger Wind, gegen den ich mich lehnen musste. Einmal brachte mich eine Böe ins Wackeln. Das war nicht so angenehm, weshalb ich vor der Brücke auf der Landwirtschaftsausfahrt wendete. Da bekam ich eine Böe von hinten und musste schnell treten, um das Gleichgewicht zu halten. Im Wald fühlte ich mich dann trotz der Holperei wieder wohler und fuhr zurück nach Südost. Der Transporter mit den offenen Türen stand noch da und ich passierte zum zweiten mal die Engstelle.
Den gesamten Abstecher in den Wald hatte ich ohne einen Halt zurückgelegt. Jetzt wurde eine kurze Pause fällig. Laut EXIF-Daten war es nun 11:53 Uhr. Ich war also eine Stunde und zwei Minuten mit dem Einrad draußen. Aufhören wollte ich noch nicht. Wegen der oben beschriebenen Leichtigkeit kann man viel Zeit auf dem Einrad verbringen. Drückt der Sattel doch einmal, kann ich mich mal kurz auf eine Mauer setzen. Dann ist er wieder wunderbar bequem. Die Kombination Radlerhose/Stiefel macht es für die Beine dauerhaft angenehm.
Ich fuhr dann noch 20 Minuten auf dem Gelände am Spatzennest herum und beendete das Fahren nach insgesamt gut 80 Minuten.
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