2.4.23

Schlammwanderung und Kafkas Einrad

Gestern Abend ging ich zu Fuß durch den Wald zu einer Geburtstagsparty. Seit Dezember hat sich die Dürre in Schlamm gewandelt. Der häufige Niederschlag hat den Schotter freigelegt. Auf absehbare Zeit dürfte es keinen Spaß machen, im Wald Einrad zu fahren. Die Lage erinnert an das erste Halbjahr 2013. Das war auch sehr nass und zwischen dem Weltuntergang vom 21.12.13 und dem Juni-Hochwasser eingefasst. Ich habe schon viele Weltuntergänge erlebt. Der von 2012/2013 war bisher der heftigste. Das jetzt war nicht als Weltuntergang angekündigt, hätte aber das Zeug zu einem Spitzenplatz. Wer Dürre-restistente Pflanzen angebaut hat, muss nun vielleicht zugucken, wie sie im Schlamm verfaulen. Ich habe die Wohnung voller kleiner Kohlrabi-Pflanzen und scheue mich noch, sie dem Morast auszusetzen.
Nachder ersten Kurve war der Belag weniger holprig. Verrottetes Laub füllte teilweise die Zwischenräume.


Ich kam trocken bei der Party an. Ich wurde gefragt, ob ich mit dem Einrad da bin. Das wäre bei dem Schlamm keine gute Idee gewesen. Außerdem ist der Wald nachts vorbildlich dunkel. 

Kurz nach der Ankunft setzte ein recht starker Regen ein. Auf dem Video ist eine Wasserlache auf einem Pavillon zu sehen. Regentropfen verursachen kreisförmige Wellen und ein flimmerndes LED-Panel sorgte für stroboskopartige Effekte.

Heute begann der Tag mit dem zur Zeit typischen Himmelgrau. Trotzdem regnete es nicht. Die Wettervorhersage zeigte auch keinen Regen an. Deshalb bekam ich noch Lust auf das Einrad. Vom Himmelgrau und der Party war ich etwas tranig. Leichte Kopfschmerzen ließen sich mit Tigerbalm an den Schläfen erstaunlich schnell beseitigen und dass das linke Knie etwas lädiert war, hatte ich noch nicht bemerkt. Also alles okay.

16:35 fuhr ich los. Die nutzbare Fläche am Spatzennest war eingeschränkt. Der äußere Parkplatz war zugeparkt. Zur Zeit ist die Pappelstraße eine große Baustelle. Dadurch wurden die Blechlemminge zum Spatzennest vertrieben. Die Farbe der Blechlemminge passte zum Wetter, Himmelgrau in verschiedenen Schattierungen. Ich fuhr zehn Minuten herum und fand es dann am besten, wieder Ausdauer-Achten auf dem inneren Parkplatz zu fahren.

Dabei ging der tranige Zustand weg und das Fahren war angenehm. Es erinnerte an einen Text von Kafka.

Wenn man doch ein Indianer wäre, gleich bereit, und auf dem rennenden Pferde, schief in der Luft, immer wieder kurz erzitterte über dem zitternden Boden, bis man die Sporen ließ, denn es gab keine Sporen, bis man die Zügel wegwarf, denn es gab keine Zügel, und kaum das Land vor sich als glatt gemähte Heide sah, schon ohne Pferdehals und Pferdekopf. 

Auf dem Einrad hat man nichts in den Händen, was zum Steuern genutzt werden kann. Braucht man auch nicht. Während der Fahrt bekommt man auch nichts vom Fahrzeug zu sehen. Es sind nur Sattel und die beiden Pedalen zu spüren. Eigentlich schön, wie im Sitzen gehen und bessere Sicht.

Ich fuhr wieder eine Viertelstunde ununterbrochen Achten. Dann hatte ich mir eine Pause verdient. Danach fuhr ich noch ein Bisschen herum, bis 40 Minuten voll waren.
 

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