Zum Reformationstag gab es nach ein paar nasskalten Tagen sonniges Wetter, dass sich für eine Einradtour anbot. Als Ziel hatte ich den Schlosspark Lützschena vorgenommen.
Am Waldeingang waren die Wegeverhältnisse sehr gut. Deshalb konnte ich auf energiesparendes Fahren achten. Dabei muss ich darauf achten, dass möglichst viel Körpermasse vom Sattel getragen wird. Das ist mit dem Gesäß gut zu fühlen. Außerdem achte ich darauf, wie es sich in den Stiefeln anfühlt. Trete ich leicht und gleichmäßig auf die Pedalen? Die Leichtigkeit spüre ich an den Füßen, Ungleichmäßigkeiten sind an den Bewegungen der Schäfte fühlbar. Sattel und Stiefel fühlen sich bequem an. Eine schöne Übung. Beliebig lange lässt sich das nicht machen, denn nach ungefähr einer Dreiviertelstunde fängt der Sattel an zu drücken. Hier war ich aber noch am Anfang der Tour.
Nach einer knappen halb Stunde machte ich eine Pause an der Gustav-Esche-Straße.
Zur Brücke über die Luppe fuhr ich einen Umweg durch die Burgaue. Dieser Umweg fährt sich wesentlich bequemer, als der Weg am Ufer und ich muss nicht an der Brücke absteigen.
Wenige Minuten später überquerte ich die Brücke und erreichte nach einem kleinen Stück Dammweg die Einfahrt in den Schlosspark. Im Park fuhr ich auf einem wunderschönen, kurvenreichen Weg weiter. Habe ich einen solchen Weg einmal als sicher, also ohne Wurzeln und Löcher, erkannt, kann ich mich auch hier darauf konzentrieren, wie sich Sattel und Stiefel anfühlen. Hier gibt es ein völlig anderes Fahrgefühl, als beim energiesparenden Fahren, das dynamische Sitzen. Das Gesäß ist häufig in Bewegung. Beim Hineinfahren in eine Kurve beschleunige ich das Einrad. Durch das Treten wird der Sattel etwas entlastet. Außerdem bewege ich mich etwas seitlich auf dem Sattel. In der Kurve habe ich dann wieder mehr Masse auf dem Sattel. Interessant fühlen sich auch kleine Huckel an. Hochwärts muss ich kräftiger treten, der Sattel wird entlastet. Oben sitze ich wieder mit maximaler Masse auf dem Sattel und freue mich, dass das Einrad sich wieder leicht fährt. Geht es wieder bergab, werde ich beim Übergang in die Waagerechte kurz in den Sattel gedrückt. Auch in den Stiefeln fühlt sich das Fahren nun anders an. Beim Übergang in einen kräftigen Tritt biegt sich der Fuß etwas oben. Die Belastung wird teilweise vom Fußgelenk über den Schaft ans Schienbein weitergeleitet. Bei langen Schäften meiner Stiefel verteilt sich das gut und der Andruck ist sanft. Auch bei dieser Fahrweise fühlen sich Sattel und Stiefel bequem an, nur anders. Wenn ich das lange mache, ermüdet nicht das Gesäß, sondern die Anstrengung ist in den Beinen zu spüren.
Energiesparendes Fahren und dynamisches Sitzen ergänzen sich. Ersteres ermüdet das Gesäß, aber die Beine können sich ausruhen. Letzteres ist angenehm für das Gesäß, strengt aber die Beine mehr an. Bietet die Tour abwechselnd beides, fühlt sich das Fahren lange angenehm an.
Den Abstieg nutzte ich für eine kleine Pause auf der Brücke. Der Graben mit dem kleinen Wehr sieht recht idyllisch aus.
Die Brücke mit dem Einrad drauf
Stiefel auf Pedale: Die dünnen, weichen Gummisohlen machen sich gut auf den Pedalen. Das Gefühl für die Pedale ist gut und die Pins drücken sich in den Gummi, so dass die Haftung gut ist. Gerate ich doch mal ins Rutschen, gibt der Absatz Halt. Muss ich doch einmal runter, ist der Absatz flach genug, um nicht beim Absteigen zu stören.
Das Wegesystem im Park ist etwas verwirrend. Ich wollte direkt zum Pavillon fahren, bog aber falsch ab und kam auf einen Weg, der es in sich hatte. Es ging leicht bergauf, feuchtes Laub und Wurzeln bedeckten den Weg. Über ein paar Wurzeln kam ich hinweg. Dann blieb ich an etwas Laubbedeckten hängen. Das Rad drehte durch und ich konnte nicht ordentlich abspringen. Der Fuß war zu weit unten und der Oberkörper zu schnell. So musste ich mich mit den Händen abstützen. Das tat nicht weh, aber den nicht gestandenen Abstieg muss ich als Sturz werten. Laut Blog der erste seit April 2016. Einradfahren ist ziemlich ungefährlich.
Ich fuhr zurück auf den richtigen Weg. An der nächsten Brücke war das Gewässer mit Entengrütze bedeckt. Auf der grünen Unterlage hat sich buntes Herbstlaub verteilt. Ein schöner Anblick.
Wenig später erreichte ich den Teich mit Pavillon. Der Uferweg fährt sich sehr schön. Das Ziel Schlosspark Lützschena hatte ich ausgewählt, weil ich angenommen hatte, dass bei dem schönen Feiertagswetter (Sonne, 13°C) am Rand von Leipzig alles überlaufen sein wird und der etwas abgelegene Park würde menschenleer sein. Das erwies sich als Irrtum. Auf den schmalen Wegen ist es schwierig, auszuweichen. Die Leute waren aber durchweg gut drauf und ließen mich nach einer Bitte durch, falls sie nicht schon vorher das Rollgeräusch vernommen oder mich gesehen hatten. So musste ich manchmal sehr langsam fahren, aber nicht absteigen. Ich nahm mir vor, so lange den Teich zu umrunden, bis ich einmal ohne Langsamfahrstelle herumkommen. Ich brauchte mehrere Runden, bis es es klappte. Allerdings musste ich in dieser Runde einmal beschleunigen, um eine schwindende Lücke zwischen zwei Personengruppen zu nutzen, die sich aufeinander zubewegten.
Beim Herausfahren aus dem Park erwischte ich wieder einen falschen Weg, fuhr an ungewöhlichen Bauwerken und Kunstwerken vorbei. Das war alles wunderschön, auch vom Fahrerischen her. Schließlich gelangte ich wieder auf den Weg, auf dem ich eingangs gestürzt war. Nun ging es jedoch bergab. Da kann eigentlich nichts passieren und ich kam problemlos zur Brücke.
An der Absperrung musste ich wieder absteigen. Da fiel mir an zwei Bäumen Moos auf, das isoliert relativ hoch am Stamm wuchs. Beim Aufsteigen spürte ich dann, dass die Fahrerei Kraft gekostet hatte. Ich brauchte drei Versuche oder so. Nachdem ich dann endlich wieder auf dem Einrad saß, nutze ich schon die geraden Abschnitte des kurvenreichen Weges zum Ausruhen.
Auf der weiteren Heimfahrt nutzte ich dann vorwiegend Wege, auf denen ich mich während der Fahrt ausruhen konnte. Nach zwei Stunden kam ich wieder zu Hause an.
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